10. Von höchster Anerkennung bis zum Absturz – der Abstieg der Familie Begas

Von höchster Anerkennung bis zum Absturz

Von höchster Anerkennung bis zum Absturz

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Was du über diesen Raum wissen musst:

Piera Jelinek, Institut für digitales LernenOma HoffstadtStand: 11.05.2018IDL

Kennst du das? An einem Tag war man sehr erfolgreich und wird von allen gelobt. Am nächsten Tag macht man angeblich alles falsch, wird kritisiert und bestraft. Man fühlt sich, als wäre man hingefallen und alle Umstehenden würden über dieses Missgeschick auch noch lachen. Aber, was versucht man, wenn man hingefallen ist? Genau: Man versucht, wieder aufzustehen!

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Was du über Raum 10 wissen musst:

Piera Jelinek, Institut für digitales LernenOma HoffstadtStand: 11.05.2018IDL

Kennst du das? An einem Tag läuft alles super und man wird von allen gelobt. Am nächsten Tag sagen die Leute, dass man alles falsch macht. Man fühlt sich, als wäre man hingefallen. Und alle, die drum herum stehen, lachen über einen. Aber was macht man, wenn man hingefallen ist? Genau: Man versucht, wieder aufzustehen!

Absturz und der Versuch, wieder aufzusteigen

Der Absturz: Reinhold Begas

Reinhold Begas war ein sehr berühmter Bild-Hauer. Er baute z. B. das Schiller-Denkmal. Es war eines seiner besten Kunst-Werke und steht heute noch in Berlin. 

Erklärung

Das Schiller-Denkmal von Reinhold Begas

Der berühmte Dichter Friedrich Schiller wurde 1759 geboren. 100 Jahre später, also 1859, wollten die Menschen in Berlin ein Denkmal für Schiller haben. Aber wer sollte dieses Denkmal planen und bauen? Dafür gab es einen Wettbewerb. 25 Künstler gaben ihren Plan für das Denkmal bei der Stadt ab. So einen Plan nennt man auch Entwurf. 

Auch Reinhold Begas gab einen Entwurf ab. Die Leute fanden seinen Entwurf am schönsten. Er gewann den Wettbewerb. Also durfte er das Schiller-Denkmal bauen. Es wurde im Jahr 1871 in Berlin aufgestellt. Dadurch wurde Reinhold Begas sehr berühmt, obwohl er noch jung war. Viele andere wollten, dass er ein Denkmal für sie baut.

[Translate to Dreieck:] Eine Aufnahme des Schillerdenkmals auf dem Berliner Gendarmenmarkt.
The Encyclopedia Americana, v. 24, 1920, between pp. 370 and 371.Americana 1920 Schiller Johann Christoph Friedrich (von) - Statue by Begas.jpgStand: 20.04.2018PD

Aber im Jahr 1901 gab es einen Streit mit dem Kaiser in Berlin. Der Kaiser wollte, dass Reinhold Begas eine Straße mit vielen Denkmälern baut. Diese Straße hieß Sieges-Allee. Und Reinhold hat die Sieges-Allee auch gebaut. Aber den Menschen in Berlin gefiel sie nicht. Sie hielten sie für eine blöde Idee. Sie machten sich über den Kaiser lustig.
Aber der Kaiser wollte nicht die Schuld daran haben. Er sagte, dass Reinhold Begas daran schuld war. Schließlich hatte der ja die Sieges-Allee gebaut. Aber in Wirklichkeit war die Sieges-Allee die Idee des Kaisers. Reinhold Begas machte nur das, was der Kaiser ihm sagte. 

[Translate to Dreieck:] Galerie: Die 'Siegesallee'
Lienhard SchulzSiegesallee Berlin 1903Stand: 19.04.2018PD

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Das musst du zu diesem Raum wissen:

Piera Jelinek, Institut für digitales LernenOma HoffstadtStand: 11.05.2018IDL

Vielleicht kennst du das:
An einem Tag hat jemand etwas gut gemacht.
Und alle loben ihn.

Aber am nächsten Tag hat er etwas falsch gemacht.
Dann schimpfen alle.
Und dann denkt er vielleicht:
Das ist so wie beim Hinfallen.

Denn wenn jemand hingefallen ist:
Dann steht er wieder auf.
Oder versucht es wenigstens.

So ist das auch bei Reinhold und Astrid Begas gewesen.

Eine Geschichte vom Hinfallen und Wieder-aufstehen-wollen

Die Geschichte vom Hinfallen: Reinhold Begas

Am Ende vom 19. Jahrhundert ist Reinhold Begas sehr berühmt gewesen.
Er hat viele wichtige Statuen gemacht.
Zum Beispiel eine Statue von Friedrich Schiller.
Schiller ist ein sehr bekannter Dichter aus Deutschland.
Die Statue von Schiller steht heute noch in Berlin.

Erklärung

Das Schiller-Denkmal von Reinhold Begas

Friedrich Schiller ist ein sehr bekannter Dichter aus Deutschland.
Er ist im Jahr 1759 auf die Welt gekommen.
100 Jahre später haben die Bürger von Berlin beschlossen:
Wir wollen ein Denkmal für Schiller haben.

Darum haben die Bürger von Berlin gesagt:
Viele Künstler sollen das Denkmal von Schiller planen.
Und der Künstler mit dem besten Plan:
Der darf dann das Denkmal machen.

25 Künstler haben das Denkmal von Schiller geplant.
Auch Reinhold Begas hat das gemacht.
Und er hat gewonnen.
Darum durfte er das Denkmal von Schiller machen.
Sein Denkmal wurde dann im Jahr 1871 in Berlin aufgestellt.

Deshalb ist Reinhold Begas berühmt geworden.
Viele andere wollten dann ein Denkmal von ihm haben.
Obwohl er noch ziemlich jung gewesen ist.

So sieht das Denkmal von Schiller in Berlin aus.
The Encyclopedia Americana, v. 24, 1920, between pp. 370 and 371.Americana 1920 Schiller Johann Christoph Friedrich (von) - Statue by Begas.jpgStand: 20.04.2018PD

Aber im Jahr 1901 ist etwas passiert:
Der Kaiser wollte eine Straße mit ganz vielen Denkmälern haben.
Die Straße hat Sieges-Allee geheißen.
Reinhold Begas hat die Sieges-Allee gebaut.

Aber dann haben sich Leute über den Kaiser lustig gemacht:
Sie haben gesagt:
Die Sieges-Allee ist eine blöde Idee.
Das hat den Kaiser sehr geärgert.

Weil der Kaiser sich so geärgert hat:
Hat er gesagt:
Das ist die Schuld von Reinhold Begas.
Obwohl es eigentlich die Idee vom Kaiser gewesen ist.

Galerie: Die Sieges-Allee
Lienhard SchulzSiegesallee Berlin 1903Stand: 19.04.2018PD

Absturz und Versuch eines Wiederaufstiegs

Reinhold Begas vom gefeierten Künstler zum verachteten Mann

Reinhold Begas war Ende des 19. Jahrhunderts einer der erfolgreichsten Bildhauer Deutschlands. Als 'Meisterstück' seiner Karriere kann man das Schillerdenkmal bezeichnen, das heute noch in Berlin steht.

Erklärung

Das Schiller-Denkmal von Reinhold Begas: Durchbruch seiner Karriere

Im Jahr 1859 jährte sich der Geburtstag des deutschen Dichters Friedrich Schiller (1759–1805) zum 100. Mal. Zu diesem Anlass planten Bürger in Berlin zusammen mit der Stadtverwaltung ein Denkmal zur Erinnerung an den Dichter zu errichten. Um den besten Entwurf für ein solches Denkmal zu bekommen, organisierten die städtischen Politiker einen Künstlerwettbewerb. An diesem beteiligten sich 25 Künstler mit ihren Entwürfen.

Auch der junge Reinhold Begas nahm mit einem Entwurf an diesem Wettbewerb teil. Er gewann ihn und bekam den Auftrag. Fortan arbeitete er als anerkannter Bildhauer an vielen Aufträgen. Sein Schillerdenkmal wurde im Jahr 1871 auf dem Gendarmenmarkt aufgestellt.

Eine Aufnahme des Schillerdenkmals auf dem Berliner Gendarmenmarkt.
The Encyclopedia Americana, v. 24, 1920, between pp. 370 and 371.Americana 1920 Schiller Johann Christoph Friedrich (von) - Statue by Begas.jpgStand: 20.04.2018PD

Doch im Jahr 1901 geriet Reinhold mit dem Kaiserhof in Berlin in Streit. Der Kaiser war für seine Pläne zur Gestaltung einer monumentalen Siegesallee im Berliner Tiergarten öffentlich kritisiert und verspottet worden. In seinem Ärger suchte der Kaiser Schuldige. Er machte Reinhold Begas verantwortlich, der den Bau der Siegesallee geleitet hatte – nach den Wünschen den Kaisers.

Galerie: Die 'Siegesallee'
Lienhard SchulzSiegesallee Berlin 1903Stand: 19.04.2018PD

Erklärung

Die Entwicklung der Berliner Siegesallee

1895Kaiser Wilhelm II. beauftragte Reinhold Begas mit der Gestaltung einer Prachtstraße im Berliner Tiergarten. Diese sollte die Macht der deutschen Kaiser verherrlichen.
1901Die Siegesallee wurde mit einer prunkvollen Feier eingeweiht.
1918Einige Monumente der Siegesallee wurden während der Novemberrevolution beschädigt. Eine mögliche Sprengung der gesamten Anlage wurde jedoch nicht realisiert.
1938/39Da die Nationalsozialisten Berlin zu einer monumentalen Welthauptstadt umgestalten wollten, standen ihnen die Monumente im Weg. Deswegen wurden die Denkmäler der "Siegesallee" in einen anderen Teil des Tiergartens versetzt.
1954Nach dem Zweiten Weltkrieg waren einige Monumente stark beschädigt. Sie wurden auf das Gelände des Berliner Schlosses Bellevue gebracht und später vergraben.
1978Die Überreste der Siegesallee wurden wieder ausgegraben und teilweise restauriert.

Erklärung

Die Entwicklung der Berliner Siegesallee

 

1895Der Kaiser wollte, dass Reinhold Begas in Berlin eine Straße mit Denkmälern baut. Diese Straße sollte Sieges-Allee heißen. Die Denkmäler sollten zeigen, dass die deutschen Kaiser sehr mächtig gewesen waren. 
1901Die Sieges-Allee wurde eingeweiht. Dazu gab es eine große Feier.
1918Im November gab es eine Revolution. Einige Denkmäler der Sieges-Allee wurden dabei beschädigt.
1938/39Die National-Sozialisten wollten ganz Berlin umbauen. Es sollte die "Welt-Hauptstadt" werden. Die National-Sozialisten wollten in dieser Stadt eigene Denkmäler. Deswegen brachten sie die Denkmäler der Sieges-Allee woanders hin. 
1954Im Zweiten Welt-Krieg wurden einige Denkmäler fast zerstört. Im Jahr 1954 wurden sie zum Schloss Bellevue in Berlin gebracht. Später wurden sie dort vergraben. 
1978Die Reste der Denkmäler wurden wieder ausgegraben. Ein paar Denkmäler wurden auch repariert. 

Zusammengefasst von Pia Nassal, Institut für digitales Lernen. Bearbeitet von Mario Arcaini, Institut für digitales Lernen.

Reinhold Begas war also nicht schuld daran, dass die Sieges-Allee den Leuten nicht gefiel. Aber der Kaiser sagte, dass er schuld war. Und das glaubten die Leute. Deswegen durfte er danach keine Denkmäler mehr für den Staat bauen. Viele Menschen mochten die ganze Familie Begas nicht mehr.
Reinhold Begas starb 1911. Seine Sachen wurden danach an viele verschiedene Leute verkauft. Deswegen sind sie heute nicht mehr alle an einem Ort. 

Erklärung

Die Geschichte von der Sieges-Allee in Berlin

  • Im Jahr 1895 hat Kaiser Wilhelm der Zweite zu Reinhold Begas gesagt:
    Du sollst eine Straße mit Denkmälern in Berlin bauen.
    Diese Straße mit Denkmälern hat Sieges-Allee geheißen.
    Die Denkmäler sollten zeigen:
    Die deutschen Herrscher sind wichtig gewesen.
  • Im Jahr 1901 ist die Straße mit Denkmälern eröffnet worden.
  • Im Jahr 1918 hat es eine Revolution gegeben.
    Dabei sind einige Denkmäler kaputt gemacht worden.
  • Im Jahr 1938 und im Jahr 1939 wollten die National-Sozialisten eigene Denkmäler.
    Darum haben sie die Denkmäler woandershin gebracht.
  • Durch den Zweiten Welt-Krieg sind einige Denkmäler fast kaputt gemacht worden.
    Im Jahr 1954 sind die Denkmäler zum Schloss Bellevue gekommen.
    Dort sind sie später vergraben worden.
  • Im Jahr 1978 sind die Reste von den Denkmälern wieder ausgegraben worden.
    Ein paar Denkmäler sind auch repariert worden.

Reinhold Begas musste also die Schuld übernehmen, ohne wirklich schuldig zu sein. Er wurde Privatmann und bekam bis zu seinem Tod im Jahr 1911 auch keine öffentlichen Aufträge mehr. Das öffentliche Ansehen der ganzen Familie verringerte sich stark. Ihr Ruhm ging verloren. Der Besitz von Reinhold Begas wurde nach seinem Tode versteigert und damit in alle Winde verstreut.

Karte von Berlin-Mitte

Stand: 10.07.2018

Schiller-Denkmal

Marcus Ventzke, IdLSchillerdenkmalStand: 12.02.2018IDL

Das Schillerdenkmal wurde 1871 eingeweiht und steht nun am Gendarmenmarkt.

Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal wurde 1897 gebaut und 1950 abgerissen. Das Reiterdenkmal zu Ehren Kaiser Wilhelms I befand sich am Ufer des Spreekanals an der Westseite des Berliner Stadtschlosses.

Bismarck-Nationaldenkmal

Das monumentale Denkmal des ersten deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck wurde 1901 eingewiehen. Es stand ursprünglich direkt vor dem Reichstagsgebäude und steht seit 1938 am Großen Stern in Berlin.

Alexander von Humboldt-Denkmal

Das Denkmal zu Ehren Alexander von Humboldt steht vor dem Eingang der gleichnamigen Universität in Berlin.

Reinhold Begas ist also eigentlich nicht schuld gewesen.
Aber alle haben das gedacht.
Weil der Kaiser das gesagt hat.

Deshalb konnte Reinhold Begas kein bekannter Künstler mehr sein.
Er durfte keine Denkmäler mehr für den Staat machen.
Und viele fanden die Familie Begas auf einmal nicht mehr so toll.

Als Reinhold Begas im Jahr 1911 gestorben ist:
Da hat man alle seine Sachen verkauft.
Deshalb sind sie nicht mehr alle an einem Ort.

Astrid Begas – der Versuch, wieder aufzusteigen

Astrid Begas versuchte, die Tradition der Familie fortzusetzen und als Künstlerin erfolgreich zu sein. Im Nazi-Deutschland der 1930er Jahre war Astrid Begas angesehen. Ihre äußere Erscheinung entsprach den Körperidealen der Nazis. Daher wurde sie auch in den Medien bekannt und zum Beispiel mehrfach für die NS-Zeitschrift 'Die Dame' abgelichtet.
Ab 1935 entwarf sie Porzellanfiguren für die Porzellanmanufaktur Rosenthal, die sehr beliebt waren und noch bis in die 1940er Jahre produziert wurden. Als Bildhauerin porträtierte sie bekannte Persönlichkeiten der damaligen Zeit, darunter Adlige und Generäle, auch Adolf Hitler war dabei.

Der Versuch, wieder aufzusteigen: Astrid Begas

Astrid Begas wollte wieder eine berühmte Künstlerin sein. So wie viele aus ihrer Familie vor ihr. Sie war in Deutschland sehr berühmt, als die National-Sozialisten das Land regierten. Vor allem vom Jahr 1933 bis zum Jahr 1939. Die National-Sozialisten fanden, dass jede Frau so aussehen sollte, wie Astrid Begas. 
Astrid Begas war sehr bekannt. Man sah sie zum Beispiel in vielen Zeitschriften. Sie machte auch ein paar Kunst-Werke. Aber sie war keine wichtige Künstlerin. 

Die Geschichte vom Wieder-aufstehen-wollen: Astrid Begas

Astrid Begas wollte eine berühmte Künstlerin sein.
So wie viele Leute in ihrer Familie.

Bei den National-Sozialisten ist sie auch berühmt gewesen:
Also ungefähr vom Jahr 1933 bis zum Jahr 1939.
Denn die National-Sozialisten haben gedacht:
So wie Astrid Begas sollte jede deutsche Frau aussehen.

Astrid Begas ist damals berühmt gewesen:
Sie ist zum Beispiel oft in der Zeitung gewesen.
Sie hat auch ein paar Kunst-Werke gemacht.
Zum Beispiel Figuren aus Porzellan.
Oder eine Statue von Adolf Hitler.

Erklärung

Kunstvorstellungen der Nationalsozialisten und Astrid Begas

Die Kunst wurde in der Vergangenheit oft als politisches Instrument genutzt. Denkmäler sollten die Herrschaft bestimmter Menschen betonen.

Auch die Nationalsozialisten haben die Kunst für ihre Zwecke genutzt. Sie betrieben auf der einen Seite einen ziemlich plumpen Körperkult. Sie verehrten die sogenannte arische Rasse. Oftmals ließen sie daher nackte, überlebensgroße Skulpturen mit heldenhaftem Aussehen errichten.
Außerdem fanden sie 'schöne' Bilder gut, in denen Menschen und Landschaften 'natürlich' dargestellt wurden. Probleme des Lebens sollten nicht gezeigt werden. Bilder sollten nur so wirken, als würden sie eine Szene aus dem echten Leben zeigen.

Die künstlerischen Arbeiten von Astrid Begas entsprachen den Nazi-Vorstellungen. Sie schuf als Bildhauerin zum Beispiel Figuren nackter menschlicher Körper. Diesen Figuren gab sie oft eine oberflächliche Ergriffenheit und Namen wie ‘Sehnsucht’.

Erklärung

So wollten die National-Sozialisten ihre Kunst-Werke haben

Politiker wollten oft, dass die Menschen bestimmte Kunst-Werke sehen. Diese Kunst-Werke sollten zeigen: die Politiker machen alles richtig.

Auch die National-Sozialisten machten das so. Sie waren der Meinung, dass nur bestimmte Menschen schöne Körper hatten. Zum Beispiel Deutsche. Andere Menschen waren für die National-Sozialisten weniger wert. Deswegen wollten sie zum Beispiel große Statuen von nackten Menschen mit schönem Körper. Diese Statuen sollten natürlich nur 'deutsche' Körper darstellen.

Außerdem mochten sie 'schöne' und 'natürliche' Bilder. Auf ihnen sollte man glückliche Menschen und die schöne Natur sehen können. Alles sollte wirken, als wäre es ein Bild aus dem echten Leben der Menschen. Auf den Bildern sollte es so aussehen, als gäbe es in Deutschland keine Probleme.

Auch die Kunst-Werke von Astrid Begas gefielen den National-Sozialisten. Sie machte z. B. Figuren von nackten menschlichen Körpern. Diesen Figuren gab sie oft Namen wie ‘Sehnsucht’. Diese Statue steht hier im Raum.

Eine Geschichte ist zu Ende

Nach dem Zweiten Welt-Krieg war in Deutschland alles anders als vorher. Die National-Sozialisten regierten das Land nicht mehr. Das Leben der Menschen veränderte sich sehr. Auch für Astrid Begas änderte sich viel. Niemand wollte ihre Kunst-Werke kaufen. Die meisten Menschen mochten Statuen oder Bilder von adligen Herrschern nicht mehr. 

Astrid Begas zog nach Spanien. Dort sah man sie auf vielen Parties. Sie tat so, als ob sie wichtig wäre. Aber sie arbeitete nicht mehr als Künstlerin. 

Astrid Begas hatte keine Kinder. Aus ihrer Familie war niemand mehr wichtig. Und so ging die Geschichte der Familie Begas zu Ende.

Alte Denkmäler weg - Neue Denkmäler her!

Nach dem Zweiten Welt-Krieg wurde Deutschland geteilt. Es gab also zwei deutsche Ländern: West-Deutschland und Ost-Deutschland. In West-Deutschland waren die Menschen frei, so wie wir heute in ganz Deutschland. In Ost-Deutschland waren die Menschen aber nicht frei. Es gab Kommunismus (Glossar).

In beiden deutschen Ländern wollten die Menschen die alten Denkmäler nicht mehr. Die alten Denkmäler zeigten Könige und Soldaten. Und das wollten die Leute nicht mehr sehen. Deswegen nahm man die alten Denkmäler weg:

  • Manche wurden abgebaut.
  • Manche wurden gesprengt.
  • Manche wurden vergraben.

Es gab dann neue Denkmäler, die andere Dinge zeigten.

Viele alte Denkmäler wurden von Künstlern aus der Familie Begas gebaut. Aber die meisten dieser alten Denkmäler kamen weg. Niemand interessierte sich für sie.
Auch die Bilder, die Künstler aus der Begas-Familie gemalt hatten, wollte niemand mehr sehen. Sie wurden in fast keinem Museum gezeigt.

[Translate to Dreieck:] Weg mit der Pickelhaube! Alte Denkmäler haben ausgedient und neue werden gebaut.
Klicke auf das Bild um ein paar neue Denkmäler zu sehen.
Otto Donath; BundesarchivBerlin, Abriß des Denkmals Kaiser Wilhelm I.Stand: 14.02.2018CC 3.0 BY

Erklärung

So wollten die National-Sozialisten ihre Kunst haben

Politiker haben oft bestimmte Kunst-Werke haben wollen.
Diese Kunst-Werke sollten zeigen:
Die Politik macht alles richtig.
Das ist auch bei den National-Sozialisten so gewesen.

So wollten die National-Sozialisten ihre Kunst-Werke haben:

  • Auf den Kunst-Werken sollten schöne Körper von Menschen sein.
    Zum Beispiel sehr große Statuen von schönen Körpern.
    Denn die National-Sozialisten haben gedacht:
    Nur bestimmte Menschen haben schöne Körper.
    Zum Beispiel die Deutschen.
    Und sie haben gedacht:
    Alle anderen Menschen sind weniger wert.
  • Und auf den Kunst-Werken sollte alles gut sein.
    Zum Beispiel Bilder von normalen Menschen.
    Oder von der Natur.
    Diese Bilder sollten zeigen:
    In Deutschland gibt es keine Probleme.

Die Kunst-Werke von Astrid Begas haben den National-Sozialisten gefallen.
Denn sie hat zum Beispiel Statuen gemacht:
Nämlich Statuen von nackten Körper vom Menschen.
Eine von diesen Statuen heißt zum Beispiel: Sehnsucht.
Diese Statue steht hier im Raum.

Eine Geschichte geht zu Ende

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs brach die Gesellschaft, in der Astrid Begas gelebt und für die sie Kunst geschaffen hatte, zusammen. Porträtbüsten von Generälen und Denkmäler für adlige Herrscher wollte niemand mehr haben.

Astrid Begas lebte in Spanien und trat in Deutschland nicht mehr in Erscheinung. Eigene Kinder hatte sie nicht. Sie blieb jedoch künstlerisch aktiv. In Marbella kaufte sie mit ihrem Mann ein Bauerngut mit Weinberg. Als elegante Dame trug sie dazu bei, die Küstenregion im Süden Spaniens zu einem touristischen Anziehungspunkt zu machen.
In der sogenannten höheren Gesellschaft war sie ein gern gesehener Gast. Sie veranstaltete auch selbst Partys für Künstler, Modedesigner und reiche Spanienbesucher. Man nannte sie "Donna". Astrid Begas starb 1997. Die Epoche der Künstlerfamilie Begas ging zu Ende.

Die Geschichte ist zu Ende

Nach dem Zweiten Welt-Krieg ist in Deutschland alles anders gewesen als vorher:
Die National-Sozialisten haben nicht mehr bestimmt.
Auch für Astrid Begas ist alles anders gewesen als vorher:
Niemand wollte ihre Kunst-Werke kaufen.

Astrid Begas ist dann nach Spanien gezogen.
Dort ist sie oft auf Feiern gegangen.
Sie hat auch selber Feiern gemacht.
Zum Beispiel für Künstler und Spanien-Besucher.

Im Jahr 1997 ist Astrid Begas gestorben.
Und so hört die Geschichte von der Familie Begas auf.

Neue Denkmäler ersetzen die alten Denkmäler

Deutschland ist nach dem Zweiten Welt-Krieg geteilt worden:
Dann hat es zwei deutsche Länder gegeben.
Nämlich West-Deutschland und Ost-Deutschland.

Beide deutschen Länder wollten die alten Denkmäler nicht mehr.
Sie wollten keine Denkmäler von Königen und Soldaten mehr.
Darum sind die alten Denkmäler weg gekommen:

  • Sie sind abgebaut worden.
  • Oder gesprengt.
  • Oder vergraben.

Dafür hat es dann neue Denkmäler gegeben.

Viele Künstler von der Familie Begas haben die alten Denkmäler gemacht.
Aber diese Denkmäler haben keinen mehr interessiert.
Viele alte Denkmäler von den Begas-Künstlern sind weg gekommen.
Auch die Bilder von den Begas-Künstlern sind fast nirgends gezeigt worden.
Darum haben viele Menschen die Familie Begas vergessen.

Hier wird ein altes Denkmal abgerissen.
Dafür hat es dann neue Denkmäler gegeben.
Wenn du auf dieses Bild klickst:
Dann siehst du ein paar neue Denkmäler.
Otto Donath; BundesarchivBerlin, Abriß des Denkmals Kaiser Wilhelm I.Stand: 14.02.2018CC 3.0 BY

Neue Zeiten: Alte Denkmäler weg – Neue Denkmäler her!

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland geteilt. Im Westen Deutschlands entstand eine freie und demokratische Gesellschaft. In Ostdeutschland schufen Kommunisten eine Diktatur. In beiden Teilen Deutschlands wollte man von Königen, Soldaten und  Heldenverehrung nichts mehr hören. Daher wurden auch die Denkmäler der 'alten' Zeit abgebaut, gesprengt und die schweren Einzelteile kurzerhand vergraben. Neue Denkmäler zeigten die neuen Vorbilder und neue gesellschaftliche Werte. 

Viele Werke von Künstlern der Familie Begas gerieten in Vergessenheit. Museen zeigten die Bilder der Malerfamilie kaum noch. Auch viele ihrer Denkmäler wurden abgebaut oder eingelagert.

Weg mit der Pickelhaube! Alte Denkmäler haben ausgedient und neue werden gebaut.
Klicke auf das Bild um ein paar neue Denkmäler zu sehen.
Otto Donath; BundesarchivBerlin, Abriß des Denkmals Kaiser Wilhelm I.Stand: 14.02.2018CC 3.0 BY

Die Rückkehr der alten (Denkmals-)Zeiten

In den 1980er Jahren änderte sich die Welt der Nachkriegszeit grundlegend: Nach 40 Jahren ließ die Konfrontation zwischen Osten und Westen nach. Es war die Zeit der sogenannten Entspannungspolitik.

In der DDR entdeckten die kommunistischen Machthaber, dass sie mit Geschichte Besucher nach Ostberlin und in die anderen Teile der DDR locken konnten. Zugleich konnten sie die DDR im Verhältnis zu Westdeutschland gut darstellen – als Bewahrer von Kulturgütern und gemeinsamen deutschen Traditionen. Auch innerhalb der DDR interessierten sich immer mehr Menschen für Geschichte.

Galerie: Das Schillerdenkmal und Ostberlin
Das BundesarchivBerlin, Transport Schiller-Denkmal Stand: 12.02.2018CC 3.0 BY

Denkmäler werden wieder interessant

Ost-Deutschland und West-Deutschland waren lange Gegner. Aber in den Jahren zwischen 1980 und 1989 änderte sich das. Die beiden Länder verstanden sich besser miteinander. Man nannte das auch Entspannungs-Politik.

Die Politiker in Ost-Deutschland merkten, dass viele Menschen z.B. Ost-Berlin besuchten. Sie wollten sich dort alte Denkmäler ansehen. Die alten Denkmäler wurden also wieder interessant für die Besucher von Ost-Berlin. Und auch für die Menschen, die in Ost-Deutschland lebten. 

Galerie: Das Schillerdenkmal und Ostberlin
Das BundesarchivBerlin, Transport Schiller-Denkmal Stand: 12.02.2018CC 3.0 BY

Die alten Denkmäler kommen wieder

West-Deutschland und Ost-Deutschland sind lange Gegner gewesen.
Aber dann hat sich etwas geändert.
Ungefähr in den Jahren 1980 bis 1989.
Da sind sich die beiden deutschen Länder ein bisschen näher gekommen.

Ost-Deutschland hat gemerkt:
Menschen kommen zum Beispiel nach Ost-Berlin:
Weil sie dort alte Denkmäler sehen wollen.
Die alten Denkmäler sind wieder interessant geworden.
Für die Besucher von Ost-Berlin.
Und auch für die Menschen aus Ost-Deutschland selber.

Galerie: Das Schiller-Denkmal und Ost-Berlin
Das BundesarchivBerlin, Transport Schiller-Denkmal Stand: 12.02.2018CC 3.0 BY

Beide deutsche Staaten tauschten nun auch Kulturgüter aus, die durch die Kriegswirren zufällig in den Osten oder Westen gekommen waren. Beide deutsche Staaten schlossen ein Kulturabkommen. Dadurch wurden solche Kulturgüter – darunter auch Denkmäler – an ihren ursprünglichen Ort zurückgebracht. Beispielsweise auch das von Reinhold Begas geschaffene Schillerdenkmal. Es wurde im Jahr 1986 von West- nach Ostberlin zurückgebracht und wieder an seinem ursprünglichen Standort, dem Gendarmenmarkt aufgestellt.

Wegweiser

Aus der Heimat in die Welt - wenn du magst!

Piera Jelinek, Institut für digitales LernenOma HoffstadtStand: 11.05.2018IDL

Alles verändert sich. Das gilt auch für das Museum hier. Es wurde 1927 als Kreisheimatmuseum gegründet. Viele Menschen hatten damals Hinterlassenschaften vom Leben der Menschen in der Vergangenheit gesammelt. Diese Sammlungsstücke über das frühere Wohnen und Arbeiten, über Kirche und Kleidung wurden nun auch im Museum gezeigt.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden das Museum und viele Sammlungsgegenstände zerstört. Im nahen Torbogenhaus wurde nach 1945 das neue Museum eingerichtet. Seit 2010 wurde dieses Haus hier saniert und als Museum eingerichtet. Es zeigt immer noch die Geschichte von Heinsberg und Umgebung. Neben der Geschichte der Region ist nun jedoch auch die Ausstellung zur Künstlerfamilie Begas hinzugekommen. Das war kein Zufall: Carl Joseph Begas war ja hier geboren worden. Wir gehören zur Geschichte von Heinsberg!

Was die Aufgabe dieses Museums ist? Es soll dir die Möglichkeit geben, die Vergangenheit dieses Orts und seiner Umgebung kennenzulernen. Wenn du von hier kommst, kannst du diese Region damit als deine Heimat verstehen. Und wenn du weißt, was die Gegend, aus der du kommst, so besonders macht, dann kannst du auch in die Welt hinausgehen und dein eigenes Leben gestalten – bis nach Berlin, München oder New York. Mein Enkel Carl Joseph, sein Sohn Reinhold und andere Mitglieder meiner Familie haben das ja auch so gemacht.

Mach's gut!

Im Zweiten Welt-Krieg kamen einige Kunst-Werke aus dem Westen nach Ost-Deutschland. Und auch anders herum. Deswegen tauschten die beiden deutschen Länder Kunst-Werke, die nicht mehr am richtigen Ort waren. Zum Beispiel Denkmäler.  

Ein Beispiel ist das Schiller-Denkmal von Reinhold Begas. Es stand eigentlich einmal in Ost-Berlin. Aber im Krieg kam es nach West-Berlin. Im Jahr 1986 brachte man es wieder nach Ost-Berlin zurück.

Die beiden deutschen Länder haben auch Kunst-Werke getauscht.
Zum Beispiel Denkmäler.
Denn im Krieg sind manche Kunst-Werke woandershin gekommen.

Zum Beispiel das Schiller-Denkmal von Reinhold Begas:
Es ist eigentlich in Ost-Berlin gestanden.
Aber im Krieg ist es nach West-Berlin gekommen.
Im Jahr 1986 ist es wieder zurück nach Ost-Berlin gekommen.

Wegweiser

Was du über dieses Museum wissen solltest

Piera Jelinek, Institut für digitales LernenOma HoffstadtStand: 11.05.2018IDL

Alles verändert sich mit der Zeit.
Auch dieses Museum hat sich mit der Zeit verändert:

Dieses Museum gibt es seit dem Jahr 1927.
Damals ist es ein Heimat-Museum gewesen.
In diesem Museum waren Dinge aus der Vergangenheit.
Zum Beispiel Kleidung.
Oder Kunst-Werke aus der Region.
Im Museum konnten die Besucher sehen:
Wie die Menschen von damals in Heinsberg gelebt haben.

Im Zweiten Welt-Krieg ist das Museum zerstört worden.
Deshalb ist das Museum dann in einem anderen Haus gewesen.
Im Jahr 2010 ist das Museum wieder in dieses Haus gekommen.

Im Museum sind immer noch ganz normale Dinge aus der Vergangenheit.
Die Besucher können immer noch sehen:
Wie die Menschen von damals in Heinsberg gelebt haben.

Aber es ist auch etwas Neues dazugekommen:
Nämlich diese Ausstellung über die Familie Begas.
Weil Carl Joseph Begas in Heinsberg auf die Welt gekommen ist.
Die Familie Begas gehört also zu Heinsberg.

Wenn du in diesem Museum bist:
Dann kannst du etwas über Heinsberg und die Region lernen.
Wenn du aus dieser Region kommst:
Dann lernst du etwas über deine Heimat.

Du lernst zum Beispiel:
Was deine Heimat so besonders macht.
Und wenn du das über deine Heimat weißt:
Dann kannst du auch woanders dein Leben leben.
So wie Carl Joseph Begas.

Mach's gut!